Stress mit Achtsamkeit begegnen
„Nicht was wir erleben, sondern wie wir empfinden,
was wir erleben, macht unser Schicksal aus."
Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916)
Wer kennt nicht die Situationen, in denen wir uns den Anforderungen im alltäglichen Leben nicht mehr gewachsen fühlen? Wenn wir gestresst reagieren, sei es bei den Herausforderungen an unserem Arbeitsplatz, zu Hause im Umgang mit der Familie, in der Beziehung mit unserem*r Lebenspartner*in oder bei (chronischer) Krankheit und/oder körperlichem Schmerz, dem wir ausgesetzt sind?
Häufig führen negative Gedanken ein reges Eigenleben. Wir hängen in der Vergangenheit fest oder schweifen in die Zukunft ab. Wir grübeln über Ereignisse, die eventuell einmal passieren könnten. Und machen uns im Anschluss Vorwürfe, wieder zu viel gegrübelt zu haben.
Gedanken und Gefühle kommen und gehen. Das ist ganz natürlich. In das berüchtigte Grübel-Karussell kommen wir erst, wenn wir uns gedanklich gegen etwas sperren oder es zu stark bewerten. Oft sind es nämlich nicht die tatsächlichen Dinge, die bestimmte Emotionen in uns auslösen, sondern das, was wir über diese Dinge denken.
Im Autopilot läuft der Umgang mit Stress automatisiert
Stress gehört grundsätzlich zum Leben dazu, läuft unwillkürlich und spontan ab und ist aus evolutionärer Sicht ein biologisch sinnvoller Mechanismus: Er ermöglicht dem Menschen, sich durch eine blitzschnelle Kräftemobilisierung an hohe Belastungen und Herausforderungen anzupassen. Die durch Stress ausgelöste körperliche und mentale Aktivierung ist nicht per se gesundheitsschädlich, solange sie von regelmäßigen Phasen der Entspannung abgelöst wird.
Dies ist allerdings in heutigen Zeiten allzu oft nicht mehr möglich. Die Flexibilisierung der Arbeitswelt, agiles Arbeiten, die Digitalisierung unserer Arbeits- und Lebenswelt sorgen tagtäglich für eine Vielzahl von unterschiedlichen Reizen. Diese potentiellen Stressauslöser, die uns begegnen, unsere Reaktionen darauf und die dazugehörigen Emotionen wie Angst, Ärger, Wut oder Trauer werden im täglichen Leben viele Male angesprochen. Und unser Autopilot sorgt dafür, dass unsere Reaktionen und Verhaltensmuster im Umgang mit Stress automatisiert ablaufen. Entspannungsphasen treten vielfach gar nicht mehr ein. Stress wird zu einer chronischen Belastung und damit krankmachend. Hoher Blutdruck, Verengung der Blutgefäße, Herzinfarkt, Magengeschwüre, Migräne, Schlafstörungen, chronische Erschöpfung, Burnout, Depression sind nur einige der möglichen gesundheitlichen Folgeschäden.
Automatisierte Muster durch bewusstes Handeln ersetzen
Achtsamkeit kann uns dabei unterstützen, den Raum zwischen Reiz (Stressauslöser) und (Stress-) Reaktion (Körperbefinden, Gedanken, Gefühle, Verhalten) zu vergrößern. Wir lernen, die Signale der sich anbahnenden Stressreaktion frühzeitig und bewusst im Körper zu registrieren. Und bevor automatisierte Muster ausgelöst werden, können wir diese durch bewusstes Handeln ersetzen.
Wie verändern Meditation und Achtsamkeit unser Denken und Fühlen?
Neueste Ergebnisse aus den Neurowissenschaften zeigen, dass Meditation und Achtsamkeit die Neuroplastizität unseres Gehirns beeinflussen können. Regelmässige Meditation und Achtsamkeits-Übungen können auch die Synapsen der Gehirnareale verändern, die für Aufmerksamkeit und Mitgefühl sowie den Umgang mit schwierigen Gefühlen zuständig sind. Dies stärkt wiederum unsere Fähigkeit, mit uns selbst und anderen entspannter umzugehen.